Beruhigend und zum Widerspruch reizend zugleich. Ich sehe ihn, schön gezeichnet, an der Wand eines Gemeindehauses in Göttingen. „Nie ist es unser Glaube, der Gott erschafft, und ebensowenig wird die Existenz Gottes durch unseren Zweifel beendet“. Ein Spruch aus Taizé.
Ich will dagegen aufbegehren: ich möchte gern, daß mein Glaube den dazugehörigen Gott erschafft. Einen Gott, der das tut, das verzeiht, das straft, was ich will. An den will ich dann auch gern glauben.
Und wie oft zweifele ich an der Existenz Gottes? „Gott gibt es doch gar nicht“ oder „Wenn es Gott gäbe, würde es nicht so viel Elend und Krieg geben“, ich bin nicht der Einzige, der das sagt. Denn manchmal möchte man an diesem Gott verzweifeln. Wir verstehen ihn nicht, er ist für uns nicht berechenbar und somit gefährlich. Und diese Zweifel, einmal ausgesprochen, rechnen dann meistens mit diesem „Hirngespinst Gott“ ein für alle mal ab.
Aber dann merke ich, wie dieser Satz mich kleinlaut macht. Nein, nicht ich kann mir einen Gott erschaffen, sondern es war umgekehrt: er hat mich erschaffen. Erst kommt Gott und dann mein Glaube an ihn. Von ihm gehen die Inhalte, die Verhaltensweisen aus, die meinen Glauben ausmachen, nicht umgekehrt.
Wir müssen uns mit der Tatsache abfinden, daß es Gott gibt. Unsere Zweifel, aber auch unser Glaube an ihn ändern daran nichts. Wir können zwar sagen, daß er uns nicht interessiert, aber wegdiskutieren können wir ihn nicht.
Und noch etwas merke ich bei mir: dieser Satz rückt mir den Kopf wieder zurecht. Denn letztendlich, trotz „Krone der Schöpfung“, stehen wir immer noch unter Gott und das ist gut so. Denn wenn es ihn wirklich nicht gäbe, dann gäbe es uns auch nicht mehr, wir hätten uns nämlich schon längst „weggezweifelt“.
(c) Jens-Erik Paul 1999fürs Laatzener Wochenblatt