„Schöne Erinnerungen sind wie Schokolade: Man kann nicht von ihnen leben, weil sie nicht nahrhaft sind, doch sie versüßen das bittere Leben“. (Janine Weger).
Ein Kinderspiel fällt mir ein. Ich musste würfeln bis eine sechs fiel, in Windeseile Handschuhe, Schal und was weiß ich noch anziehen, um danach mittels Messer und Gabel eine mehrfach in Zeitungspapier eingepackte Tafel auszupacken und zu verspeisen. Oder eben nicht, denn wenn ein anderer inzwischen eine sechs gewürfelt hatte, musste ich alles wieder ausziehen und der nächste profitierte von den Auspackversuchen. Das sind schokoladige Kindheitserinnerungen.
Aber auch dieses: Wenn Mama sagte, dass ich nicht soviel Süßes essen soll, wegen der Zähne. Dabei stimmt das alte Bild der bösen Schokolade gar nicht, die nur die Zähne kaputtmacht. Kakao hemmt sogar Karies. Aber Mama hatte irgendwie schon recht: nur das rechte Maß ist gesund. So ist es ja mit allen Sachen. Doch ehrlicherweise hat mich das als Kind nicht abgehalten, über den Schokoladevorrat in der Speisekammer herzufallen.
Studien zu den Gesundheitsfolgen zeigen, dass Schokolade dem Körper eher Gutes tut als ihm zu schaden. So kommt die Università degli Studi dell’ Aquila zu der Erkenntnis, dass der Organismus durch den Konsum der Süßigkeit sogar besser in der Lage ist, Zucker abzubauen. Dies ist für Diabetiker gut zu wissen. Blutdruck und Cholesterin werden gesenkt, sogar ein Anti-Aging-Effekt ist nachgewiesen worden. Allerdings vollbringt das nicht allgemein jede Sorte: nur der Genuss dunkler Schokolade mit hohem Kakao-Anteil erzielt solch medizinischen Nutzen. Sie enthält Flavanol, ein Antioxidans, welches in der Lage ist, die so genannten „freien Radikale“ (zellangreifende Substanzen) zu neutralisieren. Außerdem macht die sie nicht dick! Für Kalorien sind Sahne, Zucker und Milch verantwortlich – Bestandteile, die sich in der dunklen Variante so gut wie nicht finden.
Wobei mir ja früher die Vollmilchschokolade viel besser geschmeckt hat, vor allem, wenn ich sie von der netten Nachbarin geschenkt bekommen habe. Die süße Köstlichkeit ist oft eine liebevolle Belohnung. Unser Körper schüttet dann beim Genuss der Leckerei Endorphine aus, die uns in eine euphorische Stimmung versetzen. So ist die Süßigkeit ein natürliches Antidepressivum, eine „chemische Liebesration“. Darum essen unglücklich Verliebte auch oft große Mengen davon: sie trösten sich und tun zusätzlich ihrem Körper was Gutes.
Schokolade ist eben in jeder Lebenslage so gut für uns, dass von dieser Medizin für Geist, Seele und Körper immer eine Tafel als Vorrat im Schrank liegen sollte. Wer jetzt noch die Vielfältigkeit der Kreationen bedenkt, gerät ins Schwelgen. Der Geschmack der Schokofrüchte auf dem Jahrmarkt oder die wohlige Wärme der heißen Schokolade auf dem Weihnachtsmarkt. Der Genuss einer edlen Praline, die Geselligkeit eines Fondues.
Schokolade begleitet uns das ganze Leben. Wie eben als Spiel für die Kinder. Oder auch als Spiel für Erwachsene. Ihnen fällt keines ein? Mir schon: der Schokolade-Brunnen! Eine Kaskade, von der unablässig die braune Köstlichkeit sanft herunter fließt und aufgefangen werden kann. Der Phantasie sind beim Einsatz dieser Flüssigkeit kaum Grenzen gesetzt. Sie können z. B. Früchte wie Erdbeeren, Bananen oder Trauben damit umhüllen. Auch Gebäck eignet sich dafür. Sie können aber auch mit ihm sinnliche Erfahrungen machen (nur reine Kopfmenschen würden es vielleicht kindische Spielereien nennen). Wie der Naschfinger, den sie in den Strom halten und ihn selber ablecken (oder vom Liebsten ablecken lassen). Ein beinahe unerschöpflicher Genuss für die Zunge, aber auch für die Nase und sogar das Ohr. Viele Brautpaare schmücken damit gern ihre Hochzeitstafel. Denn die kakaohaltige Köstlichkeit ist nicht nur Liebesersatz für die unglücklichen, sondern auch Liebesbeweis für die glücklichen Menschen.
Ich werde jetzt dem Schoko-Brunnen einen Besuch abstatten und mit der fließenden braunen Süßigkeit meinen Gaumen verwöhnen – und damit spielen.
(c) Jens-Erik Paul 2006für PR-Referenten-Ausbildung